Den Namen »Feldenkrais« hörte ich zum ersten Mal während meiner Schauspielausbildung Ende der 80er Jahre in Bern (CH). Damals erhielt ich von einem meiner Sprecherzieher eine Kassette mit Anweisungen für eine sehr ungewöhnliche Atemübung, die ich wegen meiner damaligen Stimmprobleme häufig durchführte. Anders als bei anderen Übungen ging es nicht darum, irgendein Ziel zu erreichen, sondern sich einfach mit den Bewegungsmöglichkeiten der Muskulatur, die für die Atmung zuständig ist, vertraut zu machen, was vielfältige Wirkungen auf mich hatte.
Nach der Lektion nahm ich nicht nur meinen Atem viel umfassender wahr, auch meine Stimme klang anders, voller, tiefer und ich fühlte mich insgesamt wohler in mir selbst, mehr geerdet und zentriert. Dieser erstaunliche Effekt ließ mich neugierig auf den Hintergrund dieser Übung werden und ich begann, die Bücher von Moshé Feldenkrais zu lesen und auf eigene Faust die darin beschriebenen Bewegungslektionen zu erforschen. Im Gegensatz zu anderen Körperübungen, die ich bis dahin kannte, beschränkte sich ihre Wirksamkeit nicht auf einen isolierten Aspekt von Bewegung – im Gegenteil, es begannen sich mir immer neue Zusammenhänge in Bezug auf menschliches Verhalten und Verkörperung von Leben schlechthin zu eröffnen.
Im Laufe der Jahre stieß ich immer wieder in unterschiedlichen Lebenssituationen auf die Überlegungen von Moshé Feldenkrais und deren praktischer Umsetzung, die mir auch in Situationen, die scheinbar nichts mit sensomotorischem Lernen zu tun hatten, überraschender Weise weiter halfen. Rund zehn Jahre nach meiner ersten Begegnung mit einer Feldenkrais-Lektion entschloss ich mich, der Methode tiefer auf den Grund zu gehen und absolvierte eine vierjährige Feldenkrais-Berufsausbildung bei Paul Rubin und Julie Casson Rubin in Basel. Seither begleitet mich die tiefe Überzeugung: Organisches Lernen, wie es die Feldenkrais-Methode ermöglicht, ist der Schlüssel zu jenem fortlaufenden Entwicklungsprozess, den wir Leben nennen.